Galina Dowgopola

Die Geschichte einer Rentnerin von der Krim

Absurde Anschuldigung wegen Spionage als Strafe für Meinungsäußerung

Im Herbst 2019 wurde Galina Dowgopola vom russländischen Inlandsgeheimdienst FSB auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim festgenommen. Der Rentnerin wurde vorgeworfen, mit dem ukrainischen Geheimdienst zusammengearbeitet zu haben. Beschuldigt wurde sie der angeblichen Weitergabe

«von Auskünften über ein separates Fliegerregiment der Schwarzmeerflotte, die die Geltungsdauer der Rufzeichen, Frequenzen und Schlüsseln, Indizes der Funkstationen, Schlüsseln zu Tabellen der Funkrufzeichen und Tabellen des diensthabenden Funkers sowie Tabellen der Telefon-, Telegrafen-, Funk- und Flaggenrufzeichen in Friedenszeiten offenlegen, – d.h. von Auskünften, die Staatsgeheimnisse darstellen und deren Weitergabe der Sicherheit der Russländischen Föderation schaden könnte».

Galina wurde zu 12 Jahren Haft wegen „Spionage“ verurteilt, die in Wirklichkeit darin bestand, dass sie ihre Unzufriedenheit mit der russländischen Besetzung der Krim gegenüber der ukrainischen Online-Publikation „Gordon“ zum Ausdruck gebracht hatte. Galinas fingierter Fall ist als streng geheim eingestuft worden.

Erpresst vom FSB

Galinas Tochter und ihr Enkel sahen sich nach der Krim-Annexion gezwungen, nach Kiew zu ziehen, da sie direkte Morddrohungen erhielten, weil sie in ihrem Kiosk ukrainische Presse verkauften.

Mit der Drohung, dass ihre Tochter aus Kiew entführt und ins berüchtigte Moskauer Gefängnis „Lefortowo“ gebracht wird, zwang der FSB Galina, alle Vernehmungsprotokolle zu unterschreiben – eine gängige Methode der Sicherheitskräfte, um Beschuldigte zur Selbstbelastung zu zwingen.

Erst 10 Monate später gelang es Galina, die ukrainische Botschaft über ihren Aufenthaltsort zu informieren, doch die Briefe des Konsuls wurden nicht an sie weitergegeben, weil sie in einer Fremdsprache (Ukrainisch) verfasst waren.

Sie warfen mich ins Auto hinein und zerrten mich aus dem Auto heraus, wobei sie mich mit unflätigen Worten anbrüllten. Zu drei geschwollenen Fingern gesellten sich glutrote Blutergüsse an beiden Händen, doch ich lachte ihnen ins Gesicht – 12 Jahre Gefängnis!

Die Erzählung Galina Dowgopolas, die auf der Krim wegen Hochverrats verurteilt wurde (graty.me)

« Sie warfen mich ins Auto hinein und zerrten mich aus dem Auto heraus, wobei sie mich mit unflätigen Worten anbrüllten. Zu drei geschwollenen Fingern gesellten sich glutrote Blutergüsse an beiden Händen, doch ich lachte ihnen ins Gesicht – 12 Jahre Gefängnis! »

Рассказ Галины Довгополой, осужденной в Крыму за госизмену изданию Ґрати

Innere Stärke und Liebe zu den Menschen

Galina war zwei Jahre lang in Untersuchungshaft, in deren Verlauf die zum Zeitpunkt des Haftbeginns 64-jährige Rentnerin regelmäßig von einer Zellengenossin verprügelt wurde. Jetzt befindet sich Galina in einer Strafkolonie mit strengem Reglement in der Oblast Wladimir.

Die 68-jährige Galina zeichnet viel, kümmert sich um ihre Mitgefangenen und nimmt Anteil an deren Schicksal, strickt für die Säuglinge in der Kleinkind-Einrichtung der Strafkolonie und bittet darum, ihr Essen zu schicken, aber nicht für sie selbst, sondern für die kranken und älteren Mitgefangenen.

Galina ist sehr besorgt um das Schicksal ihres Heimatlandes: «Wir bitten alle, uns nicht zu vergessen! Ruhm der Ukraine!»

Galinas Brief und Zeichnungen aus der Strafkolonie

«Ich liebe die Erde, die Natur und gute Menschen!»