Irina Nawalnaja

Die Geschichte einer 24-jährigen Frau aus Mariupol

Verhaftung

Die junge Ukrainerin Irina Nawalnaja wurde am Tag des so genannten Referendums in den besetzten Gebieten der Ukraine verhaftet, und zwar aufgrund

«des Versuchs eines Terroranschlags vor dem Verwaltungsgebäude des Bezirks Primorskij mit dem Ziel, das Referendum zum Beitritt der DNR („Volksrepublik Donezk“) zur Russischen Föderation zu vereiteln»

Da Irina definitiv nicht in der Nähe des Verwaltungsgebäudes gewesen ist, wurde sie beschuldigt, eine ferngesteuerte Explosion vorbereitet zu haben.

«Beweise» der Schuld:

  • Vorhandensein eines Stiefvaters, der ein gefangengenommener Angehöriger der ukrainischen Nationalgarde ist
  • Irinas Geständnis, das unter Folter abgelegt wurde
  • Ihr Nachname (erinnern wir uns an den in Butscha ermordeten Ilja Nawalny, dessen Personalausweis demonstrativ neben der Leiche platziert wurde; während es sich bei diesem Mann tatsächlich um einen entfernten Verwandten des inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny handelt, sind Irina und Alexej nicht miteinander verwandt)
  • Ein inszenierter Videobericht, der Irina diskreditiert

Folter im Gefängnis der «Volksrepublik Donezk» (DNR)

Natalia Fomitschewa, eine durch Gefangenen-Austausch freigekommene Angehörige der ukrainischen Streitkräfte, erzählt: Irina wird bei Verhören geschlagen, und zusätzlich von den Gefängniswachen misshandelt. Zu den kriegsgefangenen Frauen kam sie eingeschüchtert und mit tiefdunklen Hämatomen versehen.

In einer kalten und feuchten Zelle mit kaputtem Fenster, die für 10 Personen ausgerichtet ist, befanden sich 21 Gefangene, sagt Natalia. Die Frauen schlafen in Zweiergruppen. 16 Stunden am Tag, vom Wecken bis zur Schlafenszeit, dürfen sie sich nicht hinsetzen. Kaltes Wasser zum Waschen gibt es nur einmal alle drei Tage. Der Tradition entsprechend werden Lebensmittel und Kleidungsstücke, die Verwandte und Menschenrechtler*innen den Frauen zuschicken, von den Wachen gestohlen.